Die Lage ist … erstklassig!

Nicht Adel verpflichtet, nicht Namen, nur rein der Wein.

Für das Ambiente allein hätten die Weine der österreichischen Traditionsweingüter schon 100 Punkte verdient. Denn die mittlerweile ebenfalls Tradition gewordene Verkostung der neu gefüllten Ersten Lagen Weine ist im romantischen Historismus angesiedelt. Auf Schloss Grafenegg, einem Prachtbau aus dem 15. Jahhundert, wird die Weinverkostung nicht nur optisch aufs Schönste untermalt. Der benachbarte Wolkenturm liefert mit dem einzigartigen Open Air „Konzertsaal“ auch eine beeindruckende Akustik. Die Sinne sind somit eingestimmt. Punkt 9 Uhr morgens gilt es dann auch die Sensorik zu wecken. Das schaffen die ersten Veltliner und Rieslinge spielend, während Markus Huber noch fix den Lieferwagen wegfährt, um später selbst, wie viele seiner Kollegen und Kolleginnen, die Weine der besten Weinbergslagen auszuschenken.
Insgesamt 200 Weine aus 81 Weinlagen von 64 Weingütern werden bei der dreitägigen Silent-Tasting-Verkostung in den ebenso feinen Universalgläsern von Zalto auf die Probe gestellt.



Klang trifft Kulisse trifft Kunsthandwerk trifft Klassifikation
Die Donau macht die Musik. Denn die Weinbaugebiete der Österreichischen Traditionsweingüter sind alle nah am Wasser gebaut, liegen also am weltberühmten Fluss. Dazu gehören das Kamptal, das Kremstal, das Traisental, der Wagram, Wien und als Premiere in diesem Jahr das Carnuntum. Erstmals werden somit auch Rotweine präsentiert.
Unter den 81 Rieden stechen beim 2018er sowie 2017er Jahrgang der Gaisberg, der Käferberg (mit südöstlicher Ausrichtung) und der Seeberg hervor – allesamt Kamptaler Lagen. Die Veltliner und Rieslinge fallen mit ihrer besonderen Charakteristik auf. Außerdem in diesen Jahrgängen interessant: die Ried Rothenbart im Traisenthal sowie Frechau und Gottschelle im Kremstal.



Mehr als eine schnelle Nummer
Was zählt ist die Eigenständigkeit. Nicht das Etikett, nicht der Name. Trotz der Menge an Weinen strahlen manche eben heller, klarer, raffinierter, feiner. Nicht immer sind es die lauten Töne, die in Erinnerung bleiben. Die feinen Klänge haben eine nachhaltige Kraft. Bleiben am Gaumen, im Gedächtnis. Man kann dieses Tasting fast als Blindverkostung ansehen, denn wenn man beim Einschenken ein Auge zudrückt oder schon die nächsten Weine, die man verkosten möchte, auswählt. Wobei man mit der Abgabe des Weinwahlzettels warten sollte, denn die Veranstaltung ist so gut organisiert, dass man die nächsten Weine schneller an seinen Tisch bekommt als man die Gläser geleert und neutralisiert hat.
Großen Dank und großes Kompliment an dieser Stelle für diesen exzellenten Service!
Auch dank dieser perfekten Organisation kann man sich stets auf die 6 Gläser konzentrieren, die vor einem stehen, auf die Farbe, die Nase, die Aromatik des jeweiligen Weins. Keine Ablenkung, keine Beeinflussung. Es zählen nur die eigenen Sinne. Und es zählt der Eigensinn des Weins.


Wien, Wien, nicht nur du allein
Nicht nur Wien erweitert die Geschmackslage der Verkostung, auch das Carnuntum bringt Gerbstoffe und Großartiges in die Gläser. Die neue „Rotwein-Tradition“ wurde sichtbar gut angenommen. Kein Wunder, denn einige Weingüter arbeiten bereits seit 1992 an Qualität und regionstypischem Ausdruck. Die Vereinigung trägt die edle Absicht auch im Namen: Rubin Carnuntum. Lagen, die sicher jedem schon zu Ohren gekommen sind oder im Mund lagen: Bärnreiser, Haidacker und Spitzerberg. Der Spitzerberg ist Spezialist für Blaufränkisch. Der Bärnreiser beinhaltet die zweite autochtone Rotweinrebsorte Österreichs, den Zweigelt.
Wie dicht Qualität, Einfachheit und Extraklasse beieinander liegen und sich auch bedingen, zeigen die „Heurigen-Rieden“ rund um Wien. Nussberg, Bisamberg, Grinzing und Maurerberg leben die schöne Tradition des Wiener Gemischten Satzes, der per se durch seine Trauben-Diversity Spannung und Vielschichtigkeit in die Weine bringt.



Alles Prima, bis aufs Klima
Mit dem Jahr 2018 bekam das Thema Klimawandel durch die Presse eine Dynamik. Was die Winzer aus den Trauben holten, die in diesem extremen Jahr gewachsen sind, ist insgesamt schon sehr weit entwickelt und trinkreif. Fazit nach 200 Weinen: man schmeckt den Charakter einer Lage bzw. Riede! Und man erkennt, aus welchem Tal ein Wein kommt. Das Klima prägt unverkennbar.
Welche Dynamik und Entwicklung der Weinjahrgang macht, bleibt abzuwarten. Wie sehr das Klima einen Wein prägt – positiv wie negativ – wurde bei einer Sonder-Verkostung von drei Weingütern deutlich. Darunter waren die Jahrgänge 2014, 2013, 2010, 2008 und 2005. Doch diese Geschichte steht auf einem anderen Blatt bzw. Platzset …

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