Wenn die Steiermark eine Farbe wäre, sie würde Orange leuchten – mit grünem Herzen. Eindrücke von Urkräften, Weinen und kernigen Innereien …
Auf unser Navi war bislang Verlass. Doch die vielen Festungen machen uns stutzig. Sind wir vielleicht ins Burgenland gefahren? Nach ländlich und flach wird es hügelig. Und dann: Schlachtfelder. Ausgeweidete Kürbisse auf Äckern. Wir sind grünes-gold-richtig. Wenn man es rein auf die inneren Werte abgesehen hat, muss man einfach in der Steiermark sein. Die aber mit 195 Burgen, Schlössern und Ruinen eine beachtliche „Subkultur“ zu bieten hat. Und in aller Seelenruhe kubikliterweise Kürbissuppe auf den Feldern zu Biodünger werden lässt …
Wir trutzen dem Navi und erobern Schloss Kapfenstein. Der Tourneo windet sich am Weingut Winkler-Hermaden vorbei, dem wir später noch eine Besuch abstatten werden, und parkt direkt neben einer Tesla-Zapfsäule, mit einer Aussicht bei der man gerne im Auto wartet bis es aufgeladen ist – und die einen auch selbst mit neuer Energie versorgt.
Dann allerdings würde man eine gute, regionale und saisonale Küche sowie nahezu sämtliche Weine des Weinguts im offenen Ausschank verpassen!
Man fühlt sich sofort angekommen, nichts ist überheblich hier oben. Familiär und freundlich der Empfang. Unkomplizert der Umgang. Die Zimmer meistern den Spagat aus historischem Ambiente und modernem Komfort.
Hat man sich einmal eingerichtet möchte man am liebsten einfach nur noch verweilen, ganz gleich ob Knappen- oder Dichterzimmer.
Es fehlt an nichts hier oben. In der Minibar Hausweine, Quittennektar und Bio-Säfte aus eigener Herstellung. Und zu schön ist die Aussicht – ob vom Zimmer, dem Schlossgarten oder der Terrasse.
Nach einer ruhigen und behaglichen Nacht erwartet uns ein fürstliches Frühstück in einem Saal, der seinen Namen wahrlich verdient. Holzdielen mit Intarsien, ein kunstvoller Kachelofen und ein biodynamisches Buffet voller Köstlichkeiten. Vieles aus direktem Umfeld, wie die Feigenmarmelade vom betörend duftenden Baum direkt unterhalb unseres Fensters.
Energiegeladen erkunden wir mit unserem nicht ganz korrekten Diesel die Umgebung. Eindrucks- und machtvoll erhebt sich die Riegersburg ein paar Kilometer weiter.
Obstplantagen kündigen den nächsten regionalen Betrieb mit überregionaler Bekanntheit an: die Gölles Essig- und Brandmanufaktur. Der Betrieb hat ein informativ-unterhaltsames Museum geschaffen, das alle Sinne reizt und beindruckt. Schnüffeln, kosten und vom natürlichen Erfahrungssschatz über Mutter Erde und Mutter Essig lernen.
Nur wenig weiter auch die Schokoladen-Schöpfung Zotter. Da die Heurigen heuer bereits im Winterschlaf liegen, die Saziani Stub’n sowie der SteiraWirt Ruhetag haben und wir auch noch ein wenig die die fast schon gespenstische Ruhe (Spuken tut es aber definiv nicht!) auf Kapfenstein genießen möchten, kehren wir schnur- oder besser kurvenstracks dorthin zurück. Außerdem erwartet uns dort neben einem traumhaften Plätzchen auch ein kleines, feines Stück Zotter-Erlebnis: die hauseigene Olivin Trester-Schokolade.
Im Weingut Winkler-Hermaden, mit 350 Jahre altem, und 60 Meter langem Weinkeller, am Fuße des „Vulkans“ verkosten wir noch ein paar Weine. Unter anderem zwei Orange Traminer aus den Jahrgängen ’13 und ’15, die auf die bevorstehende Lebkuchenzeit mit winterlichen Gewürzen geschmackvoll einstimmen.
Die längste Fahrstrecke liegt hinter uns. Wien vor uns. Der goldene Oktober sagt aufs Eindrucksvollste „baba“ und hinterlässt uns Schloss Kapfenstein in sonnigster und bester Erinnerung.
Weite Sicht auf bunt gefärbt Hügel und in der Ferne der erste Schnee auf den Gipfeln. Auch das Navi meint es gut mit uns und führt uns zum Abschied ein weiteres Mal mit Panoramablick an der Riegersburg vorbei …
Ein Kommentar Gib deinen ab