Das Tor zum Weltner öffnete am Samstag an einem Ü30-Grad-Sommertag im Oxhoft in Ottensen.
Auch Hamburg kann Sommer. Und Sylvaner! Das durfte eine genussfreudige Gruppe eindrucksvoll und mit Druck am Gaumen erleben.

Wir starten die angenehme Welcome-Runde mit einem feinperligen Riesling brut. Außerdem im Gepäck, ein würziger Weißburgunder mit etwas Wums, ein klasse Kulinariker, was die kleinen Speisenbegleiter des Abends köstlich zeigten. Darunter ein Couscous-Salat mit Fenchel, ein Kartoffelsalat mit grünem Spargel und Frankfurter Sauce, ein „Obatzda“-Freestyle à la Franken.

Paul Weltner ist ein moderner Typ, der bewusst mit Tradition umgeht und Weine macht, die den Boden und die Lagen über das gelesene Traubenmaterial abbilden. Dieses Herkunftsbewusstsein spiegelt sich auch in der Silvaner-Schreibweise mit „Y“ wieder. Den mit Sylvaner lies sich ein gewisser Geheimrat gerne unverhohlen nach Frankfurt bringen …
Keine Geheim- wohl aber Allzweckwaffe steht auch im Kühler bereit. Und ein Liter-Riesling. Beides Weine, die perfekt zu diesem unkomplizierten Sommerabend passten. Trinkspaß pur, ohne Grenzen.

Paul Weltner bevorzugt keinen seiner Weine, auch wenn es um die großen Gewächse geht. Der Ausbau im Keller ist für jeden Wein gleich. So zeigt sich, was die Arbeit im Weinberg und die Unterschiede von Böden und Lagen geschmacklich bewirken. Nichts kaschiert oder übertönt die Weine. Das diese Arbeit lohnt, wird beim ältesten Wein des Abends eindrucksvoll deutlich. Mit Druck, feiner, dezenter Reife und packender Saftigkeit kommt der 2006er Silvaner Küchenmeister nach 13 Jahren frisch um die Ecke, des Ottensener Szene Viertels. Das lauschig intime Hinterhof-Cornern zwischen Il Garage und dem Oxhoft wird durch diesen Wein lange in Erinnerung bleiben. Auch der 14er Hoheleite, der jetzt schon grandios war, wird sicherlich in ein paar Jahren noch spektakulärer.
Spätenstens jetzt ist es Liebe auf den zweiten Schluck. Denn ehrlicherweise ist das Weingut bei unserer letzten Frankentour am Ende eines langen Verkostungstages etwas unter gegangen.

Zwischen Rödelsee und Iphofen, liegen Julius-Echter-Berg, Schwanleite und Küchenmeister. In die Flasche kommen neben dem Sylvaner auch Riesling und etwas Müller-Thurgau sowie die Duftsorte Scheurebe, die bei Paul Weltner auch mal ganz überraschend schmeckt. Auch das Sortiment zeigt die Bodenständigkeit, die mit Bodenfokussiertheit in die Bocksbeutel kommt. Echte Franken-Klassiker, aber mit einer eigenständigen Charakteristik. So wie sie auch das Paul Weltner Team besitzt. Eine gewisse Coolness und Laissez-faire.

Vielleicht gab’s deshalb auch als Absacker noch was Französisches.
Und weil auch Tradition im Oxhoft gelebt wird, kam zum Abschluss noch ein Rotwein auf den Tisch. Pinot aus dem Burgenland. Ein 2007er aus der Magnum. Von Gesellmann. Für den letzten Schluck Geselligkeit.

Wir haben gelebt wie Gott in Franken, danke Christian, Juliane und Paul.
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