Die Rotweinsaison ist eröffnet. Unter dem Motto „Fette Stoffe“ präsentierte das Witwenball Biodynamisches aus dem Burgenland. Und eine feine, herbstliche Küche!
Das Leithagebirge und der Seewinkel bis zur ungarischen Grenze sind die Hauptanbaugebiete rund um den Neusiedlersee. Hier bringt die Familie Nittnaus aus Gols Biodynamit in die Flasche. Leben und Wachsen lassen mit dem Mondkalender. Kamillentee gegen Schädlinge. Spontan und naturbelassen. Wider der Internationalität. Zurück zu den Wurzeln. Was im österreichischem Fall Blaufränkisch bedeutet, der lange Zeit vom Zweigelt überspült wurde.

Den Auftakt macht der Heideboden ’14. Weißburgunder. Duftet gereift und füllig und ist doch schlank und säurebetont.
Anschließend der Leithaberg ’12. Chardonnay und Weißburgunder. Das Jahr im Holzfass hat er vorteilhaft weggesteckt. Dazu gibt es Loipersbacher Schinken von der Metzgerei Der Tschürtz. Pannonischer Prosciuto crudo. Ein Heimspiel also. Und ein zartes Vergnügen! Dazu frisch gebackenes Brot. In Kombination mit dem weißen Leithaberg des Hauses ein Zungenschnalzer.

Dann Kaminzeit. Der erste Rote. Vom Leithaberg, Jahrgang 2011. Strahlende Farbe im und strahlende Wärme aus dem Glas. Ein trinkfreudiger, geschmeidiger Blaufränkisch.
Es folgt eine Jahrgangsstudie am Beispiel des Comondor. Der 2008er aus der Magnum und der 2011er. Der Junge noch sehr tanninstreng. Der ’08er zugänglich und schön würzig. Aber auch er darf gerne noch reifen. Erstaunlicherweise ob nur 15% Blaufränkischanteil mit typischem Blaufränker-Duft. Beide hungern nach einem kraftvollen Gegenpart.
Die Küche lässt uns nicht lange schmoren, es kommt dick: Geschmorte Schaufel vom Weideochsen auf angebratenen Spätzle mit Röstzwiebeln und Schnippelbohnen. Eine kräftige, schmelzige Saucenreduktion, butterzartes Fleisch und fluffig-knusprige Spätzle. Dank der Bohnen auch Frische, Leichtigkeit und Farbakzent.

Das Finale: Nobles aus Pannonien. Die Pannobile-Bewegung besteht aus 9 Winzern der Region, die es mit Ihrer Gründung der Welt zeigen und für Österreich die rote Fahne schwenken wollten. Die geographischen Grenzen klar abgesteckt, ebenso wie die Rebsorten.
Ins Glas kommt der 2011er Pannobile. Zweigelt und Blaufränkisch. Ein Paraderotwein.
Zum Abschluss der Tannenberg ’09. Liegt es am Namenseinfluss oder duftet er tatsächlich harzig?
Dazu wird auch der süße Essensabschluss serviert. Mit voller Absicht ein Schokoladenmalheur. Begleitet von einem Schoko-Orangeneis und Gewürztrauben. Die dunkle Jahreszeit kann kommen. Genug Wärme und süße Wonne sind auf dem Teller und im Glas.

Nach dreieinhalb Stunden, sieben Weinen und einem stets offenen Ohr von Martin Nittnaus geht ein unterhaltsamer, köstlicher Abend mit tollem Service zu Ende. Weine und Speisen harmonierten perfekt miteinander. Die Wasser- und Weingläser waren nie leer. Die Atmosphäre locker und freundlich.
Das Witwenball ist eine gute Adresse um Weinhorizonte im dreivierteltakt zu erweitern.