Das Flüssige muss ins Bauchige: Österreichs Avantgarde im Witwenball

Cordobar, einst fußballerischer Anstoß für eine deutsche – vom ÖFB beigebrachten – Schmach ist heuer Treffpunkt für Traubenfreunde aller Länder. Und dank dieses Wegbereiters feierte nun auch in Hamburg im Witwenball eine deutsch-österreichische Delegation den neuen Geschmacksfrieden. Bald 38 Jahre nach dem Debakel also Dekantieren und vielleicht in Zukunft statt Kicken vielleicht ein gemeinsames Traubentreten?
Im Witwenball betraten Punkt 19:30 Uhr die Spielmacher Erich Machherndl, Stefan Schauer, Herbert Triebaumer und Herbert Zillinger das Parkett, um auf einen Abend anzustoßen, der über 90 Minuten hinaus in die Verlängerung ging. Im 1/8 Takt füllten sich die Gläser. Die Winzer gingen im Laufe des Abends von Tisch zu Tisch, um zu einem beschwingten Schnack aufzufordern. Mancher wurde „Opfer“ der Damenwahl …

Zum Auftakt kam ein ’15er Muskateller von Stefan Schauer als Apero ins äußerst formschöne „kleine“ Schott Glas. Blitzsauber, animierend, leicht. Zur Vorspeise, einem Lachs-Spinat-Salat mit gebeiztem Lachs und jungem Blattspinat, füllte sich auch das große Glas. Mit dem Grünen Veltliner Horizont 2015 von Herbert Zillinger, der flüssigen Visitenkarte des Weinguts. Bei Zillinger begeistert durchs Sortiment hinweg die Reife und Schmelzigkeit. Man fragt sich immer, wie macht er das, bzw. was macht die Natur hier anders. Im kleinen Glas ebenfalls ein Veltliner. Aber ein ganz und gar anderer Typ. Spät im November gelesen, mit schöner Süßweinnase und gleichzeitig unglaublicher Leichtigkeit. Das ’14er Federspiel „Höll“ von Erich Machherndl. Höllisch gut, ein vollkommen neues Erlebnis.

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Dann folgt auch auf dem Teller typisch Österreich. Eine fette Brühe mit Kaspressknödel. Passend dazu die angekündigten „Fetten Stoffe“. Der Grüne Veltliner Vogelsang aus 2014 von Zillinger. Karamell duftet und schmeck aus dem Glas! Cremig, mineralisch. Der perfekte Begleiter. Im kleinen Glas ein „Pinot grigio“, der allerdings nichts mit dem Italoantiwein gemein hatte. Der Grauburgunder von Schauer nuanciert und aromatisch. Auch ein Vergnügen.


Zum Hauptgang ein gegrillter Kalbsrücken mit einer grandiosen, fenchelverfeinerten Bratensauce. Die wünscht man sich im Glas! Dazu 2 Rote von Weingut Ernst Triebaumer. Blaufränker vom Korallenriff. Die Lage Oberer Wald gepflanzt 1947. Auch hier stehen Handwerk und natürlicher Weinverlauf im Fokus. Im großen Glas eine Tanninbombe, der E.T. Mariental. Hier lässt sich Weinentwicklung statuieren.


Zum Schmankerlabschluss, einem Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster, wieder 2 Weiße. Ein Sauvignon Blanc Schiefergestein 2015 von Schauer, der von der Nase bis zum Nachhall reinrassig fruchtig daherkommt. Maracuja pur. Im großen Glas wieder ein, aus dem Holz kommender, üppiger gut gereifter Veltliner. Der Smaragd „For Friends“ 2013 von Erich Machherndl. Mit dem Dessert zusammen ein kaiserlicher Abschluss.


Ein gelungenes Freundschaftsspiel! Für manche sogar auf dem Rasen, der FC Bayern steht schließlich auch im Halbfinale. Österreichische Champions League erlebten aber nicht nur Handy-Streamer am Tisch.
Wieder ein gelungener Event im Witwenball, mit einem repräsentativen Einblick in eine spannende Winzergeneration Österreichs und außergewöhnlichen Geschmachsproben quer durchs Land. Und nicht zu vergessen einer köstlichen Küche.
Pfiat euch!

 

 

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4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Klingt nach einem gelungenen Abend. Übrigens, war es in Cordoba 1978 keine österreichische Schmach, sondern eine deutsche. Krankl hat zum 3:2 eingeschossen und Edi Finger jr. hat aus dem Radio die legendären Worte geplärrt: „I wer narrisch!“ Danach ist der Hanse nach Spanien zum FC Barcelona ausgewandert, wo er spanischer Torschützenkönig und ich glaub sogar europäischer wurde. Er hat den Goldenen Schuh gekriegt oder war das vorher? Na, jedenfalls seitdem nennen wir ihn Goleador, ein österreichischer Messi sozusagen. Lang is her. Aber ich verlier mich. Ist ja auch wurscht. Hauptsache geschmeckt hats euch.

    Liebe Grüße
    Christian

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    1. Wieder nüchtern, Fehler behoben. Danke für die Native-Speaker Korrektur!

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      1. Ja aber das wäre doch nicht notwendig gewesen. Ich weiß eh wies gmeint war.

        Liebe Grüße aus Wien !
        Christian

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      2. Es muss ja schon mit rechten Dingen zugehen, gerade beim Thema Essen und Lebensmitteln.

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