Die Reeperbahn ist für Fleisch bekannt. Allerdings der anderen Art. Die Große Freiheit 36 seit Hans Albers eher musikalisch belegt. Doch nun gab es einen besonderen Event. Wohl zum ersten mal wandelte sich die Große Freiheit in eine Großküche in der 500 Männer und 15 Frauen auf eine neue Form von Fleischschau gierten.
Passend dazu wurde eine blonde Moderatorin namems Evelyn engagiert, die auf Vox den Henssler gegrillt haben soll. Wären wir bereits am Ende der Erzählung so böte sich jetzt ein Wortspiel an … Der visuell geprägte Begriff Foodporn bekam im Laufe des Abends immer mehr eine rein verbale Bedeutung und wurde mit jedem – natürlich Craft – Beer derber. Wortmeister „Das Bo“ und Micky Beisenherz trieben es denn auch auf die Spitze. Aber „Das Bo“ darf das, der ist Rapper. Aber auch der Butcher Ludwig Maurer, der unter den Augen des Meisters Stefan Marquard die Bühne betrat, teilte nicht nur mit dem Beil aus, er fühlte sich mit seiner halben Kuh Alma sichtlich wohler als mit der ambitionierten, Klischees dankbar annehmenden jungen Dame, die so ziemlich alles „geil“ fand.
Die BEEF! Butterfahrt startete mit einer Band, die den American BBQ Traum in laute Töne wandelte. Ein Mix aus Dick Brave und Boss Hoss. Nebensache. Es ging mit kurzer Ausnahme eins Fisches um Beef. Und so traten auch der Chefredakteur und die junge Frau sogleich auf die Bühne und präsentierten den Star des Abends. Den Butcher und das liebe halbe Vieh. Es wurde fachmännisch und fachkundlich zerlegt. Beeindruckend. Wo bleiben nur die vielen Teilstücke einer Kuh, oder in diesem konkreten Fall einer Färse? (Begriffserklärung Färse: https://gasthhaus.com/2015/03/03/tafelspitz-alles-andere-als-ein-knochenjob/).

Zur Rettung des Abends muss man sagen, dass auch die inneren Werte zählten. Kurzgebraten. So gab es einen Innereienexkurs über Kalbsbries, Nieren, Herz, Hirn, Hoden. Mit Tipps wie man richtig an die Nieren geht. Keine Kutteln. Im Handumdrehen wurde dafür der italienische Innereieneintopf „Finanziera“ wurde serviert. Alles Kostbare wurde eben schon immer gerne an „wichtige“ Menschen, wie Finanzbeamte oder auch den Bürgermeister – siehe Bürgermeisterstück – herangetragen. So taten sich auch die Bühnengäste backstage an dem Thunfisch gütlich. In alter Tradition sind die Schlachter schlauer, sie lassen Gutes unter den Tisch fallen, um sich daran zu laben. Daher auch die Bezeichnung des sogenannten „Metzgerstücks“. Unter der Herdplatte landete das Niveau auch bei diesem Thema. Grillenden Männern wird scheinbar ebenso wenig Hirn wie der Moderatorin zugesprochen.
Zu guter Letzt gings dann um die Wurst. Kein Wortspiel, denn die Spannung war raus und die Herren auf der Bühne waren mittlerweile in ihrer eigenen Welt, so schien es.
Es war der erste BEEF! Live Event. Wird es Nachschlag geben?
Ein Abend, der an die informativen Anfänge von Kerner kocht erinnert, sich allerdings stark in richtung Vox Sonntagsabendkochsendung entwickelte, es fehlte eigentlich nur noch, dass Steffen Hennsler aus dem 40 kg Thun heraussprang, der nach der Kuh an der Reihe war. Dieser wurde allerdings von einem Herren der deutschen See geviertelt, anschließend mit Teriyaki eingerieben und flambiert. Klar es war ein Event, aber sollte es nicht trotzdem ein Lehrstück sein? Theoretisch gut, nur leider mit Messecharme. Die Metzger haben die Show aber zum Glück mit ihrem eigenen Anspruch unbeirrt durchgezogen. Die echten Männer des Abends!

BEEF! ist aber auch eine Marketingmaschine par excellence. Sponsoren, Gewinnspiele und Branding wohin das Auge sah. Ein ordentliches Stück des angesagten Dry Aged Fleisches hing so auch zufällig in einem dekorativ auf die Bühne gestellten Dry Ager von BEEF!, den es an diesem Abend zum Vorzugspreis um 300 € vergünstigt zu erwerben gab. Der BEEF! Chianti wurde rechtzeitig vor der Präsentation frisch abgefüllt. Und auch das Green Egg und ein nostalgisch wirkender Riesenherd wurden beiläufig angepriesen. Die Zeiten in denen man nach dem Event ein Gratismagazin bekommt sind vorbeit. Hatte ich schon erwähnt, dass es jetzt einen BEEF! Chianti gibt? Und gibt es eigentlich schon eine BEEF! BBQ Sauce? Oder eine Majo? Vielleicht in der Eventedition vom Megaburger, der mit Brioche, Matjes, frisch durchgedrehtem Hack, gebratenem Hoden und Ei, also normalem Ei, zubereitet wurde. Dieser Majo, klassisch mit Senf, Eigelb und Pflanzenöl wurde noch Corned Beef und rote Beete untergemischt. Eine echte BEEF! Majo also. Die Hauptgewinne, gingen im Übrigen an drei der 15 Frauen, die sich jetzt über einen Rösle Gasgrill, einen WMF Wurster sowie einen Noname Smoker freuen dürfen.
Getränkestände mit Beer-, Gin- und Limo-PR gab es zu genüge, die Foodstände waren leider etwas unterbesetzt. Die Qualität der Bratwürste etc. aber gut! Und so landeten wir schließlich hungrig ums Eck beim finnischen Hesburger und orderten ordentliche Steakburger.

Und wer spazierte nach der Veranstaltung auch noch herein? Es liegt „auf der Hand“ … Stevan Paul. So gab es noch eine unterhaltsame, kurzweilige Begegnung nach dem Motto „auf ein paar Wurstwürfel mit …“ Könnte ein neues Interviewformat werden. Ein sehr sympathischer Typ und ein amüsanter Abschluss.